Auf ins neue Jahr

Salut à toutes et tous, ich wünsche Euch ein frohes und gesundes neues Jahr.

 

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit melde ich mich wieder. Es ist so viel passiert und mittlerweile bin ich schon über vier Monate in Frankreich.

 

Ende Oktober feierten wir in der Arche Halloween, was viel Spaß gemacht hat. Wir haben uns (fast) alle verkleidet und viel getanzt. Auch das Buffet war dem Anlass entsprechend bestückt.

Kurz darauf verlor ich mein Handy (oder es wurde geklaut), was natürlich nicht so schön war. Zum Glück konnten meine Eltern von Deutschland aus vieles regeln und so bin ich nun wieder im Besitz meines vorherigen Handys.

 

Anfang November besuchte ich eine Freundin in Lille, die dort auch in einer Arche arbeitet. Lille ist eine sehr hübsche Stadt im Norden Frankreichs. Mit dem TGV braucht man von Paris nur eine Stunde, die ich schlafen verbracht habe und so nicht einmal meine Fahrkarte zeigen musste. Leider machte die Stadt dem Schtis- Klischee gerade alle Ehre und so war es die ganze Zeit kalt und regnerisch. Trotzdem hatten wir viel Spaß. Außerdem war es total interessant mal eine andere Arche kennenzulernen und dabei die Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten festzustellen.

Auch in Paris hatte sich nun der Herbst eingeschlichen und es wurde kälter. Trotzdem waren wir am 11.11. abends mit dem Foyer bei Notre Dame um uns ein spectacle anzugucken. Die Kathedrale war angestrahlt und es wurde viel mit Licht und Musik gearbeitet. Ein bisschen erinnerte mich dieses spectacle an das Festival of Light in Berlin. Auf jeden Fall war es sehr schön und hat trotz des Regens Spaß gemacht.  Ganz besonders schön war, dass wir später noch in ein Café gegangen sind, um uns um elf Uhr abends mit einer heißen Schokolade und Waffeln wieder aufzuwärmen.

In der folgenden Woche war ich auf einem regionalen Archen-Freiwilligen-Seminar. Wir waren in der Nähe von Lille und haben in einem großen Haus mit einem wunderschönen Park gewohnt. Es war ein Seminar bei dem alle Freiwilligen aus (Nord-) Frankreich zusammen gekommen sind, zu verschiedene Themen gearbeitet haben und sich über ihren Alltag in den verschiedenen Archen austauschen konnten. Zu meinem Erstaunen gab es echt viele Deutsche, die zum Großteil vom DRK entsendet werden. Das Seminar war ganz interessant, aber auch sehr ermüdend und so war ich froh, nach ein paar Tagen wieder in meine Arche zurückkehren zu können und dort den Geburtstag einer Bewohnerin zu feiern. Ich hatte alle vermisst und es war ein schönes Gefühl, „nach Hause“ zu kommen.

 

Am nächsten Wochenende war ich zum ersten Mal im Louvre. Mit einigen Bewohnern besichtigten wir die galérie tactile, eine Ausstellung, in der man die Skulpturen berühren durfte. Sie war allerdings sehr klein, sodass wir bald wieder gingen und lieber noch einen Spaziergang durch den jardin des tuileries im Sonnenuntergang machten.

 

Einmal war ich auch auf dem größten Flohmarkt Paris. Er liegt etwas außerhalb und wird im Internet sehr gelobt. Als ich jedoch da war, gefiel er mir nicht so gut. Nur wenige Stände waren aufgebaut und es gab vor allem antike Möbel und Ramsch für Touristen. Allerdings war ich an einem Montag da, ich könnte mir vorstellen, dass es am Wochenende ganz anders aussieht und dann vielleicht auch eher ein Flohmarkt-Gefühl aufkommt. Ein Laden hatte es mir jedoch angetan. Dort wurden historische Kostüme verkauft, die echt schön aussahen und ein breites Spektrum abdeckten: vom Fliegeranzug mit Helm und Brille aus den 20er Jahren bis hin zu Ballroben aus dem 19. Jahrhundert war alles zu finden. Nach den Preisen habe ich vorsichtshalber nicht gefragt.

 

Dann kam auch schon der Dezember und die Adventszeit begann. Im Foyer hatten wir einen Fotoadventskalender gebastelt, bei dem die Bewohner jeden Tag ein Foto an die Wand im Wohnzimmer kleben durften und eine Süßigkeit bekommen haben. Am 5. Dezember las ich abends die Nikolaus-Geschichte vor und bat alle, ihre Schuhe in den Flur zu stellen. Nikolaus wird in Frankreich normalerweise nicht gefeiert und so sind es jedes Jahr die deutschen Freiwilligen, die diese Tradition mitbringen. Natürlich kam auch in dieser Nacht der Nikolaus und brachte an alle Süßigkeiten und kleine Geschenke. Meine Eltern hatten ebenfalls für mich vorgesorgt und so durfte ich mich am Morgen des 6. Dezembers über ein paar kleine Überraschungen freuen. Der ganze Tag wurde allerdings vom Tod des Musikers Johnny Halliday überschattet, der in der Nacht gestorben war. Für viele Franzosen war er ein „Monument“ und sein Tod traf sie unvermittelt. Auch in der Arche waren viele Bewohner und Mitarbeiter traurig und in den nächsten Tagen liefen im Radio ständig Lieder von Johnny. Am Wochenende war die Beerdigung in Paris, zu der viele Prominente und auch Macron, sowie zwei seiner Vorgänger erschienen waren. Es gab einen riesigen Trauerzug, zu dem anscheinend noch mehr Menschen als zum Nationalfeiertag gekommen waren. Mittlerweile ist das Thema allerdings wieder etwas in den Hintergrund gerückt und alle haben sich von diesem „Schock“ erholt.  

Aber der 6. Dezember war nicht nur der Tag von Johnnys Tod; eine Mitarbeiterin und ich sind zu Ikea gefahren, was ein Ereignis war, auf das wir uns wochenlang gefreut hatten. Wir hatten nur wenig Zeit und mussten viel einkaufen. Ich glaube, alle Ikeas (gibt es eine Mehrzahl von Ikea? J) sind ungefähr gleich aufgebaut, weshalb mir alles vertraut vorkam und ich mich sofort ein bisschen heimisch fühlte. Wir hatten eine lange Einkaufsliste, waren aber dennoch relativ schnell  und schafften es schließlich auch mit ach und krach das riesige Bett für eine Bewohnerin ins Auto zu verfrachten.

 

Am nächsten Tag feierten wir den Geburtstag einer Bewohnerin in einem Restaurant und mir wurde wieder einmal bewusst, dass man als Vegetarierin in Frankreich doch etwas aufgeschmissen sein kann. Das Restaurant hatte eine vielfältige Speisekarte, jedoch ohne ein fleischloses Hauptgericht anzubieten. Selbst die Salate waren alle mit Schinken und so blieb mir nur die Vorspeise mit Tomaten und Mozzarella. Zum Glück entdeckte ich auf der Tageskarte ein Nudelgericht, das vegetarisch und sehr lecker war.

 

Am Wochenende kauften wir mit den Bewohnern Weihnachtsgeschenke ein und backten Plätzchen. Es war total schön den Duft von Vanillekipferln und Zimtsternen zu reichen, die es hier leider nicht zu kaufen gibt.

In der folgenden Woche war ich zu einer Weihnachtsfeier in einem anderen Foyer eingeladen. Wir haben lecker gegessen, gesungen, getanzt und eine Riesen-Bescherung gemacht. Insgesamt waren wir ungefähr 35 und so dauerte selbst das Geschenke-Verteilen seine Zeit. Es war besonders schön, wie überrascht, die Bewohnerin war, der ich ein Geschenk gemacht hatte und wie sie sich freute. Das ist für mich mit das Wichtigste an Weihnachten: nicht einfach irgendetwas zu kaufen, sondern sich Gedanken zu der Person zu machen und ihr etwas zu kaufen, was zu ihr passt oder etwas selber zu basteln.

Am nächsten Tag fand die Weihnachtsfeier in unserem Foyer statt. Mit zwei Bewohnerinnen hatte ich den Nachtisch vorbereitet. Es gab eine Schokotorte und eine bûche, das traditionelle Weihnachtsdessert in Frankreich. Das ist eine Biskuitrolle, die es auch glacée, also gefroren gibt. Wenn man sie kauft sieht sie sehr professionell aus und ist aufwendig dekoriert. Unsere sah leider nicht ganz so aus, hat aber trotzdem allen geschmeckt. Wir haben viel und lecker gegessen, haben gesungen, eine Geschichte gehört und schließlich Bescherung gemacht. Es war wieder sehr schön und ich habe mich schon auf das Weihnachtsfest zuhause gefreut.

 

Am Wochenende begann das zweite ASF-Seminar, das auch sehr gut und interessant war. Es war nett alle wiederzusehen und ein paar Tage mit ihnen zu verbringen.

 

Die letzten zwei Tage vor den Ferien waren ein bisschen stressig, weil wirklich alles geputzt werden musste und wir, kurz bevor wir gegangen sind, immer noch mal geguckt haben, ob alle Lichter aus sind, die Fensterläden geschlossen und das Gas ausgedreht wurde. Als ich dann endlich im Zug nach Berlin saß war ich erleichtert. Ich bin mit einem Nachtzug gefahren, in dem ich trotz Sitzplatz im Abteil einigermaßen schlafen konnte. Am nächsten Tag haben mich meine Eltern vom Bahnhof abgeholt und ich habe ein paar schöne Tage mit Familie und Freunden verbracht.

 

 

Jetzt bin ich wieder auf dem Weg nach Paris und starte motiviert ins neue Jahr 2018.