Die erste Woche

Jetzt bin ich schon über eine Woche in meinem Projekt. Es entwickelt sich langsam eine gewisse Routine, auch wenn viele Sachen natürlich immer noch neu sind. Ein normaler Tag unter der Woche beginnt morgens um 7:30 mit einem Frühstück, welches ziemlich landestypisch ist: Man isst fast gar nichts. Ich habe mir Müsli und das dunkelste Brot gekauft, das ich finden konnte und bin damit ganz zufrieden. Nach dem Frühstück gehen die Bewohner alleine zur Arbeit. In der Zeit putze ich meistens und räume ein bisschen auf. (Obwohl man sagen muss, dass die Gemeinschaftsräume alle ziemlich ordentlich sind.) Dann habe ich meistens von 10-14 Uhr Pause und mache Besorgungen, wie zum Beispiel einen Teppich zu kaufen :-). Außerdem erkunde ich die Stadt zu Fuß und verbringe Zeit mit Rose, meiner ASF-Mitfreiwilligen, die auch in der Arche arbeitet und schräg gegenüber von mir wohnt. Wir picknicken oft zusammen und decken uns im Bio-Markt, den wir entdeckt haben, mit Lebensmitteln ein. Am Nachmittag bin ich wieder im Projekt und mache Kaffeepause (oder goûter, wie man das hier nennt) mit den Bewohnern. Anschließend wird gekocht, aber da bin ich nicht jeden Tag dran. Wir essen so um 20 Uhr Abendbrot und das meistens typisch französisch mit drei Gängen. Das Klischee, dass es zu jeder Mahlzeit Baguette gibt, wird hier in meinem Foyer jedoch nicht erfüllt. Ich bin sehr froh, dass ich auch als Vegetarierin auf meine Kosten komme und sich alle sehr bemühen, wenn es Fleisch gibt, noch eine Alternative bereit zu stellen oder das Fleisch vom Rest des Essens zu trennen. Abends sitzt man dann noch ein bisschen zusammen, guckt fern oder quatscht. An den Wochenenden kann ich etwas länger schlafen, da gibt es nämlich erst Frühstück um 10 Uhr (, was ja für manche Menschen auch noch früh ist ;-) ). Außerdem findet am Wochende das Putzen der einzelnen Zimmer statt und sonst steht meistens noch ein Ausflug vor der Tür.

 

Letztes Wochenende war ich am Samstag in der Conciergerie, einem ehemaligen Gefängnis, in dem sogar Marie Antoinette gefangen gehalten wurde und am Sonntag waren wir Bootfahren auf einem kleinen See ungefähr eine Stunde mit dem Auto von Paris entfernt. Die Arche besitzt zwei kleine Busse und in die haben wir uns reingequetscht. Es war ganz schön, aber auch ziemlich kalt und am Schluss hat es dann noch geregnet.

Meine erste Woche hier war sowieso relativ kalt und regnerisch, aber jetzt ist doch noch mal der Spätsommer zurückgekehrt. Deshalb haben wir heute auch ein Picknick im Park gemacht. Wir waren ganz schön viele, denn am Wochenende machen oft die Archen-Bewohner etwas zusammen, sofern sie nicht bei ihren Familien sind. Wir haben Kuchen gegessen und die spielenden Kinder beobachtet. Außerdem hatte ich die Gelegenheit mit ein paar anderen Freiwilligen zu quatschen. Wir sind ja ungefähr 15 neue Freiwillige und nur Rose, Julia und ich kommen aus Deutschland. Alle sind total nett und offen.

Außerdem war ich heute Morgen mit einer Bewohnerin in der Messe. Das war total spannend, denn ich war vorher noch nie in einem katholischen Gottesdienst und dann gleich auch noch auf französich. Die Gebete und so habe ich aber eigentlich ganz gut verstanden, nur die Predigt eben nicht. Die war allerdings auch nicht so lange. Es wurde viel gesungen und man ist ständig aufgestanden und hat sich wieder hingestezt. Zum Beten sind manche Leute auch auf die Knie gegangen. Was mir aufgefallen ist, dass Kinder in der katholischen Kirchen bei den Gottesdiensten eine größere Rolle spielen als in der evangelischen. Die Minestranten sind in weiße Umhänge gehüllt, schwingen Weihrauch, lesen ein Gebet vor, tragen Kerzen (die Jungs tragen dicke Kerzen auf einem Stab und die Mädchen kleine schmale Kerzen in der Hand, wie ich missbillig festgestellt habe) und am Ende stehen die Kinder draußen und geben jedem Kirchenbesucher ein Bild von Jesus in die Hand. Es war wirklich sehr interessant mal dabei gewesen zu sein, aber jeden Sonntag möchte ich das nicht machen.

Danach waren wir noch auf dem Markt und haben Obst und Gemüse für das Foyer eingekauft.

 

Nun zu meiner letzten Woche:

Am Montag hatte ich frei und war mit Rose beim Eiffelturm. Vorher hatten wir uns Brötchen und Humus gekauft. Wir haben uns in den Park mit Blick auf "unser Türmchen" gesetzt und haben gepicknickt. Später sind wir an der Seine entlang gelaufen, haben nach Winterschuhen geguckt und sind überirdische Metro gefahren. 

Am Abend war ich noch bei zwei anderen ASF-Freiwilligen und wir haben zusammen gekocht-Nudeln mit Tomatensoße, was sonst?  :-)

Am Dienstag habe ich mittags mit meinen "Kolleginnen" in einem Restaurant gegessen und anschließend war meine erste Teamsitzung. Anfangs haben wir erst alle gesagt, wie es uns geht und ob wir gerade irgendwelche Problem mit bestimmten Bewohnern haben. Dann haben wir über den Geburtstag einer Bewohnerin gesprochen, der für diesen Donnerstag anstand. Ich wurde damit beauftragt, den Kuchen zu backen und habe mich sehr gefreut. Nach der Teamsitzung wurde das Essen vorbereitet, das dienstags immer etwas größer ausfällt. Es ist nämlich der Soirrée foyer, bei dem alle anwesend sind und über ein bestimmtes Thema gesprochen wird. Dieses Mal haben wir Ideen für Ausflüge gesammelt, die wir in nächster Zeit machen wollen. Es kam ganz schön viel zusammen und klang echt cool, deswegen freue ich mich schon darauf.

Am Mittwoch war mein Erste Hilfe Kurs-auf französisch. Ich bin eigentlich ziemlich entspannt da reingegangen und war kurz darauf etwas überfordert. Erstens hat der Typ ziemlich schnell gesprochen und seine Folien erschienen auch immer nur kurz an der Wand, zweitens musste ich gefühlt jedes zweite Wort im Wörterbuch nachgucken und drittens mussten wir eine Notfall-Situation simulieren und reagieren, wie wir es gelernt hatten. Dazu gehörte auch ein Anruf bei den SAMU (Notarzt). Das war ziemlich peinlich, weil ich die Adresse nicht mehr wusste und mich auch so mit dem Französisch etwas verhaspelt habe. Der junge Mann, der den Kurs geleitet hat, war aber sehr freundlich und nachsichtig mit mir und hat mir trotzdem das Zertifikat für den Kurs gegeben. Ich hoffe dennoch, dass ich bei einem Notfall nicht alleine bin, sondern immer jemand bei mir ist, der gut französisch spricht. Später war ich noch mit Julia in einer Brasserie, in der es sehr leckere Pommes gab.

Am Donnerstag war der Geburtstag und dieser wurde groß vorbereitet. Er stand unter dem Thema Sport und deswegen hatten wir ein Sport-Memory und ein Sport-Quiz vorbereitet. Außerdem war das Wohnzimmer mit lauter Sportsachen dekoriert. Am Nachmittag habe ich einen Schokokuchen sowie eine Erdbeertorte vorbereitet und am Abend kamen dann die Gäste. Es war sehr lustig und der Abend ging total schnell vorbei. Eigentlich sollte noch getanzt werden, aber das mussten wir auf das nächste Mal verschieben.

Freitag war ein entsapnnter Tag, an dem ich mich auch noch mal mit Rose getroffen habe und wir in einem Park waren. Am Nachmittag war ich im Atelier, so eine Art Tagesbetreung für die personnes (Menschen mit Behinderung), die nicht arbeiten können. Dort haben sie stattdessen Aktivitäten wie Musik, Schwimmen, Malen, Mosaik, Sport oder Chor. Ab nächstem Mittwoch werde ich dort auch wöchentlich bei einer Aktivität (Spaziergang) mitmachen und deswegen habe ich zusammen mit anderen Freiwilligen eine kleine Einführung und einen Überblick des Ateliers bekommen. Ich habe auch schon den Mann kennengelernt, der meine Aktivität leitet und er wirkt sehr sympatisch.

Gestern waren wir in der Bücherei. Das war echt schön und es gab eine sehr große Auswahl an Büchern, CDs und DVDs. Wir haben ein paar Filme und CDs ausgeliehen und vielleicht mache ich mir da auch eine Karte. Mal sehen. 

 

Heute Abend habe ich gespannt die Ergebnisse der Bundestagswahl in Deustchland verfolgt und bin von dem Ergebnis schockiert. Dass die AFD in den Bundestag einziehen wird, war mir schon klar, aber dass sie 13% (oder wahrscheinlich sogar noch mehr) erzielen würden, damit hatte ich nicht gerechnet. Interessant ist auch, dass die FDP wieder mit dabei ist. Ich bin gespannt, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Koalition schließlich zustande kommt.

 

Ich freue mich auf die nächste Zeit hier im Projekt und frage mich, was die Woche mit sich bringen wird, denn kein Tag ist wie der andere.

Liebe Grüße und eine gute Nacht an Euch alle.